Der K 70 von Volkswagen
Ich erinnere mich gerne an meine beiden K 70 Modell L und LS, die ich von 1970 bis 1975 gefahren habe. Für mich war dieses Auto etwas Besonderes – modern, geräumig und angenehm zu fahren. Der K 70 bot viel Platz – mehr als der Käfer oder der VW 1600. Selbst im Vergleich zum größeren und teureren VW 411 war er innen großzügiger.
Der große Kofferraum machte das Auto praktisch, und durch die großen Fenster hatte man eine hervorragende Rundumsicht. Auch das Einparken war einfach, weil man die Ecken des Wagens gut sehen konnte. Besonders angenehm war die Heizung – sie funktionierte deutlich besser als bei den älteren, luftgekühlten VW-Modellen.
Heute freue ich mich, dass man im Internet noch viele Informationen über den K 70 findet – über ein Auto, das seiner Zeit weit voraus war.
Der Brückenbauer: VW K 70
Ein Auto wie ein Versuchsballon – aufgestiegen, damit andere fliegen können.
Der Aufbruch in eine neue Zeit
Anfang 1969 stellte VW-Generaldirektor Kurt Lotz in Neckarsulm die Weichen für eine Übernahme von NSU. Ein Auto, das sein Konzern selbst nicht bauen konnte, spielte dabei eine entscheidende Rolle: der NSU K 70. Frontmotor, Wasserkühlung, Frontantrieb – für andere längst Standard, für Volkswagen eine Revolution.
VW hatte den Heckmotor zur Religion erhoben. Käfer, Typ 3 und 411 waren Varianten derselben alten Idee. Erst mit dem Tod von Heinrich Nordhoff, des legendären VW-Chefs, öffnete sich ein Fenster – und Lotz sah in Neckarsulm das Auto, das VW verändern sollte.
Ein Auto seiner Zeit voraus
Der K 70 war technisch brillant: Frontantrieb, Scheibenbremsen, Einzelradaufhängung, enorme Raumökonomie und klare, sachliche Linien von Designer Klaus Lüthe. Unter der Haube arbeitete ein 1,6-Liter-Vierzylinder mit 75 oder 90 PS – kompakt, leise und effizient.
Doch NSU war finanziell am Ende. Der teure Ro 80 mit Wankelmotor hatte die Kassen geleert. Kurz vor der geplanten Premiere in Genf 1969 übernahm Audi die Firma – und der K 70 geriet im Volkswagen Konzern zwischen alle Stühle. Neben Audi 100 und VW 411 passte kein drittes Mittelklassemodell. Die Vorstellung wurde abgesagt, die Prospekte vernichtet.
Vom NSU zum Volkswagen
Lotz erkannte dennoch das Potenzial: Der K 70 war der Schlüssel zur Zukunft. Im Herbst 1970 erschien das Auto – nun mit VW-Emblem – und wurde im neu erbauten Werk Salzgitter gefertigt. Es war der erste Volkswagen mit Frontmotor und Wasserkühlung, ein Meilenstein in der Firmengeschichte.
Die Presse lobte Fahrverhalten, Platz und Technik. Doch der Markt reagierte kühl. Der K 70 war zu teuer, zu durstig, zu eigenständig. Händler hielten sich lieber an den vertrauten Käfer oder den 411. Ersatzteile und Werkstattausrüstung waren speziell – ein Fremdkörper im VW-System.
Das Ende eines Pioniers
Trotz kleiner Modellpflegen – stärkere Motoren, neue Scheinwerfer – blieb der Erfolg aus. Mit dem Passat von 1973, technisch auf Audi-Basis und günstiger, war der K 70 überflüssig.
1975 endete die Produktion nach nur 211.127 Exemplaren.
Er war zu früh für Volkswagen und zu spät für NSU – ein Opfer des perfekten Timings zur falschen Zeit. Doch ohne den K 70 hätte es Passat und Golf in dieser Form nie gegeben. Seine klaren Linien und sein Raumkonzept wurden stilprägend für Jahrzehnte.
Vermächtnis eines Vergessenen
Heute ist der K 70 fast verschwunden. Nur wenige Exemplare überlebten in Museen oder bei Liebhabern. Er blieb das uneheliche Kind der Automobilgeschichte – geboren bei NSU, adoptiert von VW, nie richtig geliebt, aber heimlich respektiert.
Der K 70 zeigte, wohin die Zukunft führte. Dafür musste er selbst untergehen.
Ein Brückenbauer – und ein stiller Held.
Rainer Günzler testet den K 70

Rainer Günzler war ein deutscher Moderator im Radio und Fernsehen. In den 1950er- und 1960er-Jahren nahm er aktiv am Motorsport teil. Als Werksfahrer für Mercedes gewann er zwei große Rallyes in Afrika – darunter 1959 die Rallye Algier–Kapstadt, gemeinsam mit Karl Kling.
Im Fernsehen wurde Rainer Günzler bekannt als Moderator des „aktuellen sportstudios“ im ZDF. Viele Zuschauer kannten ihn auch aus dem Autotest in der ZDF-Sendung „Der Sport-Spiegel“.
Video: Copyright © ZDF 1963 bis 1996 – Der Sport-Spiegel.


